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01.12.2023Elke Jauk-Offner

DER WEG WAR eigentlich einfach“, sagt Nicole Blanz auf die Frage, welche Motive sie in die Hotellerie geführt haben. Aufgewachsen ist sie in Bad Hindelang. In einer Region, die nicht mit ihren Reizen geizt und daher touristisch geprägt ist, war es für sie schnell klar, beruflich in diesem Bereich Fuß zu fassen. Das Hotelfach sprach sie besonders an, mit 16 Jahren startete sie in die Ausbildung, „weil ich schon als Jugendliche sehr reiselustig war und mir dachte, das ist meine Chance, ganz viel ganz weit weg zu kommen.“


Eine gewisse Verbundenheit mit dem Oberjoch – Familux Resort begann übrigens schon lange bevor es existiert hat. Es steht nämlich genau auf dem Grund und Boden, auf dem sich früher das Hotel Haus Ingeborg befunden hat. Dort war Nicole Blanz einst als Rezeptionistin tätig. „In dem Gebäude, in dem ich jetzt arbeite, habe ich 1989 auch schon einmal gearbeitet“, schmunzelt sie. Als das Haus zur Alpenklinik umgebaut wurde, war Blanz bereits in eine andere Hotelrezeption weitergezogen. „Mit 21 Jahren war ich dann bereit für die große weite Welt“, erzählt sie. Es ging über den großen Teich nach Colorado, in eines der renommiertesten Skigebiete Amerikas.

Nationenvielfalt


Blanz heuerte in einem Fünfsterne-Resort in Vail an, durchlief unterschiedliche Abteilungen und sammelte viele Erfahrungen. „Die Abläufe waren ganz anders da, viele Nationen haben zusammengearbeitet.


Dass sich dort die ganze Welt getroffen hat, hat mir am besten gefallen“, blickt sie auf die Zusammenarbeit mit Menschen aus rund 25 Nationen zurück. Von ihrer Auslandserfahrung profitiert sie noch heute: „Dort wurde bereits eine andere Mitarbeiterphilosophie mit viel Wertschätzung für das Team gelebt, die damals in Europa noch nicht üblich war.“ Schweren Herzens kehrte sie schließlich wieder heim, um neue Stationen zu planen. „Da habe ich – einerseits blöderweise, andererseits glücklicherweise – meinen Mann kennengelernt“, lacht sie. So blieb das Allgäu Lebensmittelpunkt. Ihr Lebenspartner ist Schreiner und Restaurator für Holzobjekte. „Er ist selbstständig und alleine in seiner Werkstatt tätig, während ich wiederum fast 200 Kolleginnen und Kollegen habe. Es ist spannend, wenn man sich abends so erzählt, was man alles erlebt hat. Das ist wirklich sehr verschieden.“ Beide sind im Allgäu fest verwurzelt, reisen aber leidenschaftlich gerne. Bevor Nicole Blanz in die Hotellerie nach Oberjoch zurückkehrte, war sie übrigens zehn Jahre lang branchenfremd tätig. Der Ruf der Hotellerie war aber stärker, „das ist einfach meine Welt“. 


Auf Augenhöhe


Im damaligen Alpenhotel Oberjoch leitete sie schlussendlich den Bereich Sales & Marketing, damals wurden noch viele Zielgruppen bedient – Tagungs- und Wellnessgäste genauso wie Familien. Mit der Übernahme und Neuausrichtung des Hauses durch Andrea und Ernst Mayer im Jahr 2011 wandelte sich ihr Aufgabenbereich. Als Front Desk Managerin erlebte sie den Umbau des Hauses mit. Der Fokus lag fortan rein auf Familienurlauben, die Verbindung zu den Gästen wurde auf ein neues Level gehoben. Als das Arbeitspensum für General Manager Volker Küchler größer und größer wurde, übernahm sie 2015 schließlich seine Assistenz. Welchen Führungsstil lebt sie heute?


„Die Mitarbeiterführung gefällt mir heute viel besser als früher, weil sie sich auf Augenhöhe bewegt. Hierarchien sind weitaus flacher geworden“, sagt die 54-Jährige, „der Abwäscher in der Küche ist mindestens genauso wichtig wie ich. Vielleicht sogar wichtiger. Ohne sauberes Geschirr ist es schwierig, ohne Führung geht es vermutlich eine Weile.“ Freilich braucht es im großen Team auf lange Sicht aber klare Strukturen, die mit klarer Kommunikation einhergehen müssen – und Prinzipientreue. Die Struktur wird teilweise von der Familie Mayer vorgegeben, „wir als Direktorenteam haben allerdings in vielen Dingen freie Hand. Das macht Spaß. Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich alle Mitarbeiter wohlfühlen, damit sie das auch gegenüber den Gästen ausstrahlen können.“

Applaus, Applaus


Was ihr in der Gastgeberinnenrolle ein besonderes Anliegen ist: „Familien haben zurecht hohe Erwartungen an uns. Wir spielen ja in einer Liga, in der man anspruchsvoll sein darf. Wir wollen diese Ansprüche aber nicht nur erfüllen, sondern die Gäste vielmehr regelrecht verblüffen. Es ist mein und unser Applaus, wenn sie bei der Abreise sagen: ,Wir haben uns einiges erwartet, aber es war noch viel, viel besser.’ Unsere Gäste sollten nicht nur glücklich, sondern begeistert sein, sie sollen nicht nur Stammgäste, sondern echte Fans werden.“ Die Resonanz gibt ihr Recht: Spontane Rückmeldungen auf der Treppe, in der Lobby oder beim Checkout bestätigen die Crew in ihrem Tun.


„Ich mache morgens oft Frühstücksrunden, gehe von Tisch zu Tisch und frage nach, ob alles in Ordnung ist. Da hole ich mir auch viel Lob ab“, strahlt Blanz, „damit fängt mein Arbeitstag schon positiv an.“ Für die nächste Zeit ist im Oberjoch – Familux Resort mit seinen 138 Familiensuiten ein großer Umbau geplant. „Er wird uns noch einmal in eine höhere Sphäre heben“, frohlockt Blanz und macht schon neugierig auf alles, was da noch kommen wird. Dazu gehören: ein deutlich großzügigerer Outdoorpool, mehr Platz für das Kinderhallenbad, charmante Chalets für Großfamilien, ein exklusiver Barbereich, der in die Hotellobby reicht. „In meiner Fantasie stelle ich mir da schon die coolsten Musikabende vor“, freut sie sich auf die Zukunft. Der Wellnessbereich mit Kosmetik- und Massageabteilung wird einen eigenen Glaskubus auf dem Dach erhalten. So kann das imposante Panorama auch von hier aus voll ausgekostet werden – auf einer Seehöhe von 1.200 Metern, im höchsten Bergdorf Deutschlands, gibt es freilich reichlich davon. „Schon ich als Einheimische denke mir jeden Morgen beim Hochfahren: Ist das schön hier!“, schwärmt die überzeugte


Oberallgäuerin.


TRÄUMEREI


In ihrer Freizeit geht Nicole Blanz gerne auf Bergtouren, radelt viel oder springt im Sommer in einen Bergsee. „Die Bergwelt ist toll, aber nicht zu superalpin. All das sollen unsere Gäste auch erleben können. Da sind viele Glücksmomente möglich.“ Bewegung in den Allgäuer Alpen ist zugleich Ausgleich zum Job. Oder es geht gleich ganz woandershin: Im Urlaub bleibt sie neugierig – auf neue Plätze, auf andere Hotels. „Ich verweile aber auch gerne in einem ganz einfachen Gasthof, da kann ich am besten abschalten und bin nicht die ganze Zeit am Beobachten.“ Zeit für Genuss, Zeit für den Freundeskreis, Zeit für den Lebenspartner – am liebsten in Südafrika oder in Südtirol – machen sie glücklich.


Und natürlich das Allgäu, „hier habe ich meinen Traumjob in einem Traumhotel in einer Traumumgebung gefunden.“

Elke Jauk-Offner
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