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07.10.2024Elke Jauk-Offner

Lob der Zuversicht

Wie mentale Stärke Familien in herausfordernden Zeiten hilft – „GIB MIR ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint“, heißt es in einem Song der deutschen Band Silbermond. Im Spannungsfeld der kleinen und großen Herausforderungen im Alltag haben gerade in jüngster Zeit globale Themen wie Pandemie, Klimakrise und Kriegsgeschehen dieses Gefühl noch verstärkt. „Seit der Corona-Zeit begleitet mich die Metapher, dass wir Erwachsene Leuchttürme sein sollten, um unseren Kindern einen sicheren Hafen anzuzeigen“, sagt Karin Janka, die selbst zwei Töchter im Alter von 13 und 14 Jahren hat. Sind Eltern verunsichert, sind es häufig auch die Kinder, weil Ängste und Sorgen direkt übertragen werden. „Ernste Themen müssen natürlich Platz im Leben haben, aber eine permanente Überflutung mit emotionalen, auditiven und visuellen Reizen schafft den Boden für Konzentrationsprobleme und Wutausbrüche, Überforderung und Panik.“


Die ausgebildete Ergotherapeutin, die über 18 Jahre lang in einem Reha-Zentrum vielfach mit Schmerzpatienten gearbeitet hat, nutzt Mittel und Wege aus der Neurowissenschaft, um mentale Stabilität im System Familie zu fördern. Im Spitzensport werden diese Strategien längst angewendet, um ureigene Potenziale bestmöglich auszuschöpfen. Der körperliche und der mentale Bereich sind ineinander verwoben, „viel enger, als ich selbst es lange für möglich gehalten hatte“, sagt Janka, die auch die Ausbildung zur Volkschullehrerin, Manual- und Faszientherapeutin sowie zum Hypnose Coach absolviert hat.


Lebensfreude und Zuversicht – Den neurozentrierten Ansatz formuliert sie mit einer Prise Provokation: „Wir sollten vom Gehirnbesitzer zum Gehirnbenutzer werden.“ Damit meint die Neuro-Mentaltrainerin, „dass wir Ressourcen haben, diese aber zu wenig nutzen. Wir sollten neue Ecken im Gehirn ansprechen, um ausgeglichener, stärker und lebensfroher zu werden.“ Seinen Ausgang genommen hat das Interesse an neurofunktioneller Medizin, als sie ihre an einem Gehirntumor erkrankte Schwester auf ihrem Weg begleitet hat, „das war eine sehr schwierige, aber auch sehr bereichernde Zeit“.


Eine wichtige Erkenntnis: „Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wir sollten den Fokus daher nicht permanent auf die Probleme lenken, sondern uns vielmehr Etappenziele setzen und unsere mentalen Systeme nutzen.“ Der Vagusnerv ist verantwortlich für die Steuerung vieler Aspekte des Verhaltens, der Hirnnerv verbindet einige wichtige Organsysteme mit dem Gehirn. Er ist im Körper für Ruhe, Erholung und Verdauung zuständig, während der Sympathikus als Teil des autonomen Nervensystems für die Leistungssteigerung sorgt und in Stress- und Notfallsituationen aktiviert wird.

Der Vagusnerv und seine Bedeutung – „Der Vagusnerv ist wie die Bremse beim Autofahren. Allerdings fahren die meisten ständig mit Vollgas, da verwundert es kaum, dass ihnen die Puste ausgeht. Kindern erkläre ich das anhand einer Übung: Sie sollen die Faust kräftig und lange ballen. Sie merken schnell, wie anstrengend das auf Dauer ist.“ Die gute Nachricht: Der Vagusnerv lässt sich mittels neurozentriertem Training mit speziellen Augen-, Atem- und Bewegungsübungen stimulieren.


„In der Rehabilitation geht es in erster Linie um die Schmerzreduktion, bei Eltern und Kindern vor allem um das Loslassen, das Abschalten und Ruhefinden“, sagt Janka. Die Übungen sind maßgeschneidert, „denn so unterschiedlich wir aussehen, so verschieden funktionieren auch unsere Systeme von Körper, Geist und Seele.“ Die Mikro-Übungen werden zuerst ausgetestet. Zum Einsatz kommen nur jene, die das eigene System am besten unterstützen. Sie sollten regelmäßig ausgeführt werden – mit rund 15 Wiederholungen beziehungsweise drei Mal täglich. Denn es braucht Konsequenz und Kontinuität. „Wenn ich die Übungen nur ein paar Tage lang mache, wird sich in meinen Gedankenmustern nicht viel ändern.“


Umbau im Gehirn – Karin Janka weiß, wovon sie spricht. Vor einigen Jahren kam ihr selbst die Zuversicht abhanden. Dabei war Mut immer ein Wegbegleiter: Die leidenschaftliche Windsurferin reiste früher monatelang unter anderem durch Australien, immer wieder auch mit ihrem Mann. „Die Kinder würden heute wohl nicht glauben, wie cool ich war“, lacht sie, „ich habe sogar bei vier Meter hohen Wellen einen Sechs-Meter-Sprung dokumentiert.“ Die Leichtigkeit ist zurück, heute ist die ganze Familie auf den Surfbrettern unterwegs.


Geholfen hat ihr neurozentriertes Training. Ziel dabei ist es, neuronale Strukturen im Gehirn umzubauen. Neuroplastizität macht das möglich. „Man lernt im Laufe der Zeit, schneller aus einer Gedankenspirale auszusteigen. Angst ist eine wichtige Emotion, die das Überleben sichert, aber wenn sich der Gedankenkreisel ständig dreht, helfen diese Übungen für ein realistisch zuversichtliches Mindset sehr. 95 Prozent der Sorgen macht man sich sowieso umsonst, weil die Befürchtungen nie eintreten. Für Kinder sind starke, stabile Eltern als Bezugspersonen wichtig. Wir wollen ja keine Generation von ängstlichen und krisengebeutelten Kindern, sondern eine, die viele kluge Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft finden kann.“

Neurozentriertes Training – so geht’s: Nach jeder Übung überprüft man, ob die Rumpfbeuge besser oder schlechter klappt. So kann man das individuell passende Programm zur Aktivierung des Vagusnervs austesten. PS: Das Mikro-Training passt auch perfekt in Euren Urlaubsalltag in den Familux Resorts. So steht Eurem entspannten Urlaub in Deutschland und Österreich nichts mehr im Wege.


Übung 1: Bei der 4-7-8 Atmung 4 Takte einatmen, 7 Takte die Luft anhalten und 8 Takte ausatmen.


Übung 2: Einen Stift in jede Hand nehmen. Die Hände nach vorne ausstrecken. Die Stiftspitzen zeigen nach oben. Die Augen springen so schnell wie möglich von einer Spitze zur anderen.


Übung 3: Beim Augenliegestütz hält man einen Stift in der nach vorne ausgestreckten Hand, führt diese Richtung Nase und verfolgt die Bewegung mit den Augen.

Elke Jauk-Offner
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